Die Backofentür

Die Backofentür

Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir als Kinder in der warmen Küche sassen und mit voller Begeisterung Brötchenteig für den Sonntag «bearbeiteten». Noch heute erinnere ich mich an die Wärme der Küche und den Duft der Hefe in der warmen Milch, der Gewürze etc. Ich weiss noch genau, wie sich die Teigstücke anfühlten und wie ich ihnen mit dem verquirlten Eigelb einen übermässig üppigen Anstrich verpasste. Ungeduldig warteten wir Kinder dann, bis die Brötchen in den Ofen geschoben wurden. Und wenn sie schön aufgingen, dann war die Freude perfekt. Es versteht sich, dass wir kaum warten konnten, bis die Brötchen aus dem Ofen geholt wurden. Geduld ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste. –
Die Backofentür durfte nie grundlos geöffnet werden, schon gar nicht, weil uns die Wartezeit schier endlos erschien. Trotzdem liefen wir voller Ungeduld vor der Backofentür hin- und her, konnten wir uns dem Duft unserer Bäckerskünste kaum entziehen.
Ja, es war die Backofentür, die den Moment innerer Spannung, Hoffnung und Freude erzeugte. Kaum wurde sie geöffnet, war es um uns alle geschehen. Der Duft der feinen Brötchen, der uns umhüllte, vergesse ich nie.
Von den feinen Sonntagsbrötchen bekamen wir sowieso nie wirklich genug. Überhaupt erzeugte all jenes, das aus dem Ofen gezogen wurde, Festcharakter. Noch heute kann ich gelegentlich dieses Glücksgefühl verspüren. Dann fühle ich mich in meine Kindheit versetzt und weiss, dass dort alles seinen Anfang nahm.